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28.07.16
66th Lindau Nobel Laureate Meeting – ein großartiges Erlebnis!

Einmal jährlich treffen sich 30 bis 40 Nobelpreisträger mit führenden Nachwuchswissenschaftlern aus aller Welt und fördern den Austausch zwischen unterschiedlichen Generationen, Kulturen und Disziplinen.

Unter der Schirmherrschaft der am Bodensee ansässigen Familie des Grafen Bernadotte, die schwedische Wurzeln und damit einen natürlichen Bezug zum Nobelpreis hat, wird alljährlich in Lindau die internationale Tagung der Nobelpreisträger ausgerichtet.
Ziel des einwöchigen Treffens ist es, junge Nachwuchswissenschaftler (Altersbegrenzung: 35) mit Nobelpreisträgern in Kontakt zu bringen. So bewerben sich in jedem Jahr weit mehr als 2000 Universitätsstudenten, Doktoranden oder PostDocs auf die etwa 400 Plätze bei der Tagung.

Neben einer Liste an Ehrengästen (z.B. dem österreichische Bundespräsidenten, dem Präsidenten von Singapur und Landesministern aus Bayern und Baden-Württemberg) befand sich nun 2016 unter weiteren Teilnehmern aus Wissenschaft und Wirtschaft mit klangvollen Namen auch der eher unscheinbare Name „Otmar Winkler“: Meine Freude war riesig, als ich erfuhr, dass ich zusammen mit 18 weiteren Lehrern aus etwa 100 Vorschlägen ausgewählt worden war.
Als zweiter afranischer Lehrer - Herr René Bergner hatte bereits 2014 das Vergnügen - durfte ich daher vom 29.Juni bis 1.Juli 2016 der Tagung beiwohnen. Sie stand in diesem Jahr im Zeichen der Physik. Ich stellte jedoch sehr schnell fest, dass die Grenzen zwischen den Fächern in der modernen Forschung sehr schnell verschwimmen. Von den 31 eingeladenen Preisträgern hatten nur 20 den Nobelpreis tatsächlich für Physik erhalten!
Dies wurde insbesondere beim Vortrag von Stefan Hell deutlich. (Einige Afraner hatten bereits Mitte Juni das Vergnügen, ihn live an der TU in Dresden zu erleben). Mit der STED-Mikroskopie hat er ein altes physikalisches Problem der Optik gelöst. Es war ihm gelungen, das Auflösungsvermögen optischer Mikroskope durch Ausnutzung eines quantenmechanischen Phänomens um einen Faktor von etwa  50 zu erhöhen. Das klingt nach reiner Physik! - Er erhielt jedoch 2014 den Nobelpreis für Chemie. In der Tat war es  jedoch auch eine chemische Meisterleistung, geeignete Fluoreszenzfarbstoffe an  Proteine zu heften, um diese dann mit Lasern an- oder eben auszuschalten. Dadurch kann man im Lichtmikroskop Zellen, Bakterien und Viren sowie deren Funktion beim Stoffwechsel beobachten. Das Elektronenmikroskop bietet zwar eine vergleichbare Auflösung, würde Zellen und Organismen jedoch kaputt machen. Das STED-Mikroskop findet somit eine Anwendung in den Lebenswissenschaften, die kaum wieder wegzudenken ist.

Neben weiteren Fachvorträgen, z.B. Brian P. Schmidt, Nobelpreis für Physik 2011, über die Evolution des Universums, Martin Karplus, Nobelpreis für Chemie 2013, über die ATP-Synthese bei Beuteltieren, Ada Yonath, Nobelpreis für Chemie 2009, über Wirkmechanismen möglicher neuer Antibiotika, war zudem Raum für ungezwungenes Beieinandersein in kleinerer oder größerer Runde mit einzelnen Nobelpreisträgern. Sowohl der bayerische Abend mit diversen kulinarischen Spezialitäten, das extra für die Lehrer-Teilnehmer arrangierte Mittagessen mit deutschen Nobelpreisträgern (u.a. Johann Deisenhofer, Robert Huber, Nobelpreis Chemie 1988 sowie Theodor Hänsch, Nobelpreis Physik 2005) oder auch die Fahrt mit dem Schiff zur Blumeninsel Mainau boten dafür viele Möglichkeiten.

Wann hat man denn die Möglichkeit, mit Vinton G. Cerf, einem der Begründer des Internets (genauer gesagt der Protokolle TCP/IP), über Bildungsstandards an amerikanischen Schulen zu diskutieren?! Wie denkt sich Dan Shechtman, Nobelpreis Chemie 2011, bereits bei Kindern im Vorschulalter das Interesse an Wissenschaft zu wecken? Wann kann man mit Klaus von Klitzing, Nobelpreis Physik 1985, über die Auswirkungen des Brexit für den Wissenschaftsbetrieb zu sprechen? Wann bekommt man von Carl E. Wieman, Nobelpreis Physik 2001,Tipps, wie man das physikalischen Denken am besten erlernt? Oder wann kann mit einem der letzten Zeitzeugen des Manhatten-Projekts, Roy J. Glauber, Nobelpreis Physik 2005, über seine Gefühle bei der Entwicklung der US-Atombombe in Los Alamos plaudern?

Ein solch einmaliges Erlebnis gibt es wohl nur bei der Zusammenkunft der Nobelpreisträger in Lindau. Einen gangbaren Weg dorthin haben zwei weitere (Alt-)Afraner, ebenfalls Teilnehmer der diesjährigen Tagung, aufgezeigt:  Ann-Katrin Michel, Abitur 2005, und Katrin Kröger, Abitur 2011. Sie lassen Afra ganz herzlich grüßen!

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

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