Die Bibliothek

Von großer Bedeutung für die Fürstenschule war immer ihre Bibliothek. Im Zusammenhang mit der Schulneugründung wurde mit Beginn des Jahres 2001 dank vieler Spenden eine neue Bibliothek für die Afraner eingerichtet.
In Kooperation mit der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gelang auch die Rückführung einer Reihe wertvoller Exemplare aus dem Altbestand (Bibliotheca Afrana), der zum größten Teil den Nachkriegswirren zum Opfer gefallen war.
Hinzu kommt das Afra-Archiv zur Geschichte der Fürstenschule mit den unterschiedlichsten Medien wie Büchern, Artikeln, Zeugnissen der Altafraner vor 1945, Briefen, Dokumenten wie Informationsschreiben der alten Schule, Lebensberichten von Altafranern usw., aber auch Gegenständen, mit 805 Titeln.
Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich heute etwa auf 61.800 Titel, darunter digitale Medien und wichtige Zeitschriften, Tages- und Wochenzeitungen.

Sächsisches Landesgymnasium Hochbegabtenförderung - Sankt Afra, Meissen - Bibliothek

Hier wohne ich, der afranische Geist

Die Geschichte meines Wohnzimmers

Wenn ich mir meine Bibliothek jetzt anschaue, denke ich gar nicht mehr, dass im zweiten Weltkrieg durch die russische Besatzung fast die Hälfte aller Bücher verloren ging. Ich kann mir ebenso wenig vorstellen, dass dort bis 2002 ein Speisesaal war. 
Ich kam vor circa 500 Jahren nach Afra. Die Menschen dort haben mir so gefallen, dass ich es zu meiner Heimat erklärt habe. Das war zur sogenannten Reformationszeit. Damals war ich noch ziemlich jung. Zu dieser Zeit habe ich mir ein Wohnzimmer ausgesucht. Der Augustiner Chorherrenstift war so nett, mir einen Großteil meiner Inneneinrichtung zu schenken, da er nach seiner Auflösung viele Bücher zu vergeben hatte. Ich habe an die 300 Stück bekommen. Das füllte bald die Regale und ich hatte nicht mehr nur ein Wohnzimmer, sondern eine richtige Bibliothek. Nach und nach kamen auch immer mehr Afraner zu Besuch, um meine Büchersammlung zu bewundern. Später gab es sogar einen Etat in der Schulordnung zur Pflege und Erweiterung, so dass ich immer mehr Bücher bekam. Jedes Mal, wenn ich in den folgenden Jahrhunderten durch die Gänge wandelte, entdeckte ich mindestens zehn neue Bücher, manchmal bekam ich durch Spenden sogar sehr viele auf einmal. Ich habe immer darauf geachtet, unerkannt zu bleiben, aber ich habe das Gefühl, dass manche mich trotzdem bemerkt haben.

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Orientierung verloren

Weil ich mich bei den vielen Schriften kaum noch zurecht fand, beauftragte ich die Afraner im achtzehnten Jahrhundert, einen Katalog anzulegen. Doch selbst hundert Jahre später hatten sie es immer noch nicht geschafft - irgendwie war Organisation noch nie eine der Stärken der Afraner. Doch wie sollte ich in so einer riesigen Sammlung ohne Katalog noch etwas finden? Also habe ich unerkannt einige Neustrukturierungen durchgesetzt. Die von 1923 hat mir besonders gut gefallen. Die Schüler konnten die Bibliothek jetzt an den Wochentagen jeweils drei Stunden nutzen, sie durften einzeln die Räume betreten und sich vom Bibliothekar beraten lassen. Ich konnte einige interessante Gespräche hören, obwohl manche Schüler überhaupt keinen Geschmack besaßen - aber das ist auch jetzt noch so.

Nichts ist für die Ewigkeit. Auch keine Bücher!

Dann plötzlich waren die lustigen Zeiten vorbei. Die Freigeister, die ich so liebte, wurden nun von den Nazis unterdrückt. Alle schienen plötzlich das Gleiche zu denken, alles war braun und meine schönen Bücher wurden nicht mehr wertgeschätzt. Meine Versuche, Schülern und Lehrern andere Gedanken einzuhauchen, endeten mit einer „personellen Säuberung“. Die Nazis waren mir echt unsympathisch. Als ich schon dachte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, kam der Krieg. Der ging auch an meinem Heim nicht spurlos vorbei. Und nach Kriegsende wurde es nicht besser. Russische Soldaten besetzten die Schule und verwüsteten alles. Dadurch ging fast die Hälfte meiner geliebten Bücher verloren oder Brände und Wasser zerstörten sie. Von meiner vorher auf 24.000 Bücher angewachsenen Sammlung waren plötzlich nur noch 13.000 übrig. Ich war unglaublich wütend. Ich durfte sie nämlich nicht behalten, sondern sie gingen an andere Bibliotheken. Die Seele meines Wohnzimmers war abhandengekommen. Ich strich ruhelos durch die Gänge, es waren keine Schüler mehr da, die sich nach meinen Idealen richteten, und die Zeit wurde mir lang. Erst 2001 kam wieder Leben in die Bude. Lachen erfüllte die Gänge, Freigeister kamen zurück an die neu entstandene Schule. Der Baulärm hat mich zwar oft gestört, aber immerhin habe ich ein neues Wohnzimmer bekommen. Es liegt heute im ehemaligen Speisesaal und ich bin froh, dass der Bestand stetig wächst und von unserem Bibliothekar liebevoll gepflegt wird. 

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Bibliothek heute

Heute ist sie für alle Afraner, jung oder alt, ein Refugium – und Inspiration für innovatives Denken, Schreiben und Agieren. 2001 habe ich mit der Neugründung des Landesgymnasiums ein neues Wohnzimmer bekommen. Es musste nach der Zerstörung der alten Bibliothek völlig neu eingerichtet werden. Mithilfe vieler Spenden und durch die Rückgabe vieler meiner alten Bücher bekam sie einen völlig neuen Bestand, der jetzt mir und den Afranern zur Verfügung steht. Momentan befinden sich 61.800 Medien im Bestand. Davon befinden sich im Bibliotheksraum 39.500 Bücher, Zeitschriften und elektronische Medien in verschiedenen Sprachen. Selbst über Sankt Afra ab 1994 kann man 1000 Zeitungsberichte finden. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall – kommt doch mal vorbei!

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